James K
FRIEND
AD93/Indigo (VÖ: 5.9.)
Die New Yorkerin baut sich mit ihrem retrofuturistischen Dream Pop eine Parallelwelt.
Hat sich das Label AD93 aus Manchester vor allem in seinen Anfangsjahren vorrangig um abseitige Clubmusik gekümmert, die mit wüsten Breaks und verschrobenem Techno auf sich aufmerksam machen durfte, so hat es seinen Fokus in letzter Zeit deutlich stärker auf spannende alternative Pop-Entwürfe gelegt. Klar, die Anführungszeichen für „Pop“ müssen praktisch immer mitgedacht werden. Denn auch FRIEND, das neue, insgesamt dritte Album der New Yorkerin Jamie Krasner aka James K, fühlt sich in den Randbezirken am wohlsten.
Dort, wo sich Melodien herumtreiben, wenn sie auf der Suche sind nach Beats, mit denen man ein bisschen mehr anstellen kann, als nur den Ohrwurm ins Ziel zu bringen, und dabei gleichzeitig trendbewusst Y2K-Style, Bedroom-Indie und Hyper-Pop einpacken. Das wirkt supermodern, schielt aber dennoch immer mit einem Auge auf eine diffuse Idee von Nostalgie.
Dass auf diesem hervorragenden Album zum Beispiel unter der Ballade „Idea.2“ ein knarziger IDM-Track vor sich hinblubbert, oder der Noise-Pop in „Play“ Shoegaze, TripHop und Drum n‘ Bass mit ins Boot holt, um daraus retrofuturistische Hits entstehen zu lassen, die nach jeder Abzweigung überraschen dürfen, sorgt für massive Schübe an guter Laune und erinnert mit jedem Ton an ein Gestern, das ganz sicher nicht besser war, aber zumindest gute Musik abgeworfen hat.
Diese Review erschien zuerst im Musikexpress 09/2025.


