Saint Etienne

INTERNATIONAL

Heavenly/PIAS (VÖ: 5.9.)

Zum Abschied schmeißen die Style-Kings-and-Queens noch mal eine Klassenparty mit Eins-A-Dancepop.

Zunächst einmal ist es ein Riesenjammer, dass INTERNATIONAL das letzte Album von Sarah Cracknell, Bob Stanley und Pete Wiggs sein wird. Wer versorgt uns jetzt mit diesem Pop von Fans für Fans? Wer verbindet fortan Style und Cleverness, Kitsch und Sozialreportage? Die besten Tracks von Saint Etienne klingen, als schaue man einen Ken-Loach-Film in einer Luxuslimousine. Das widerspricht sich nicht, das ist Dialektik.

Ein erstes Bye-Bye formulierten die drei bereits im vergangenen Jahr mit dem Album THE NIGHT, einer sehnsuchtsvollen Platte, die ebenfalls ein sehr schönes Ende ergeben hätte. Aber der Band war halt mehr danach, zum Abschluss noch einmal feiern zu gehen. Das „Dancing Heart“ befriedigen. „Sweet Melodies“ zu singen. Die große Wehmut? „Save It For The Rainy Day“! Auf INTERNATIONAL geht noch einmal die Sonne auf.

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Wie es sich für eine gute Party gehört, ist die Gästeliste gut besetzt. Bei „Glad“ sorgt Chemical Brother Tom Rowlands für die Beats und spielt Jez Williams von den Doves Gitarre, das Resultat klingt wie perfekter Britpop abzüglich des ganzen Gitarrenkrams. Nick Heyward, früher bei Haircut 100, singt bei „The Go Betweens“ mit, Produzent Erol Alkan schenkt „Sweet Melodies“ balearische Jazz-Vibes, bei „Take Me To The Pilot“ haben Orbital ihre Spuren hinterlassen, Co-Komponist von „Two Lovers“ ist Vince Clarke. Kurz bevor der Vorhang fällt, singt Sarah Cracknell „The Last Time“, und an dieser Stelle wird auch klar, warum das Album INTERNATIONAL heißt: krautige Synthies, tiefergelegte Italo-PopKeyboards, UK-House-Beats, ein jazziges Saxofon – die kleine, große Popwelt in einem Song.

Diese Review erschien zuerst im Musikexpress 09/2025.