Mark Stewart
THE FATEFUL SYMMETRY
Mute/Rough Trade (VÖ: 11.7.)
Ein Avant-Dub-Rock-Testament, das uns Bass, Hall und eine Schmerzensstimme vererbt.
„I cannot erase the memory of you“, so ächzt Mark Stewart markerschütternd im Opener von THE FATEFUL SYMMETRY, einem Album, das kurz vor seinem Tod im April 2023 fertiggestellt wurde. Ob das Sequencing damals schon austariert war, oder ob man dem Album diesen fatalistischen Text post mortem vorangestellt hat, ist nicht bekannt.
Fest steht aber, dass der Sänger, der nicht nur mit The Pop Group die Grenzen von Noise, Jazz, Dub und sogar Techno eingerissen hat, auf diesem musikalischen Testament die Post-Punk-Prominenz von 1980 versammelt, darunter Mitglieder der Raincoats, Maximum Joy, 23 Skidoo sowie Ex-Pop-Group-Kollege Gareth Sager. So entstand kein kohärentes Album-Paket, sondern eine Songsammlung, die mal in die Vergangenheit, mal in die Zukunft weist.
Mit seinem Weggefährten Adrian Sherwood hat er die Korgis-Nummer „Everybody‘s Got To Learn Sometimes“ in eine Melodica-getriebene King-Tubby-Erinnerung verwandelt. Darüber hinaus gibt es viel Hall, viel Bass, viele Sound-Effekte, sogar Piano-Balladen und Krautrock, zusammengehalten von Stewarts kompromisslosem, sich in atonale Höhen und Tiefen schraubenden Gesang. Seine radikalsten Entwürfe liegen zwar lange zurück, seine Vocals indes schmettern einem mit gleicher Wucht wie eh und je entgegen. Diese Schmerzens-Stimme, und das sei jetzt mal festgehalten, war immer eine Soul Stimme, wenn auch nicht nach konventionellen Maßstäben.
Diese Review erschien zuerst im Musikexpress 08/2025.


