Prozess-Stress bei Harvey Weinstein – Geschworene verlassen den Saal
Der frühere Filmproduzent steht erneut vor Gericht und sorgte bei der Jury für Entsetzen.
Seit dem 15. April steht Harvey Weinstein erneut wegen Vorwürfen des sexuellen Missbrauchs vor Gericht. Gleich am Anfang entschied ein Teil der Geschworenen-Jury, nicht Teil des Prozesses sein zu können und sorgte so für ein Eklat. Hier die Hintergründe im Überblick.
Warum kommt es erneut zum Prozess?
2020 wurde Harvey Weinstein bereits wegen Vergewaltigung und sexueller Nötigung zu 23 Jahren Haft verurteilt. Die Verurteilung wurde im April 2024 vom Obersten Gerichtshof des Bundesstaates New York allerdings wieder aufgehoben, da im ursprünglichen Prozess Verfahrensfehler gemacht worden sein sollen. Im aktuellen Wiederaufnahmeverfahren sollen drei Frauen gegen den früheren Filmmogul aussagen, die ihm Vergewaltigung und sexuellen Missbrauch vorwerfen.
Reaktionen auf die Identität des Angeklagten
Wie „Bild“ berichtet, erschien Weinstein bereits am ersten Tag der Verhandlungen persönlich im Gerichtssaal. Aufgrund seiner gesundheitlichen Probleme wurde er mit einem Rollstuhl in den Raum geschoben. Sobald jedoch sein Name genannt wurde und zu erkennen war, um wen es sich im Prozess handelte, ging Berichten zufolge ein „Raunen“ durch den Raum.
Zum Verständnis: Die Jury, bestehend aus zwölf Geschworenen und sechs Ersatzjuror:innen, weiß im Vorhinein nicht, über wen sie später urteilen soll. In dem Fall erklärten deshalb teilweise die Mitglieder, sobald sie erkannten, über wen sie urteilen müssten, dass sie dies nicht unparteiisch machen könnten. Der zuständige Richter entließ sie daraufhin.
Ist Neutralität überhaupt möglich?
Unter ihnen war auch der Schauspieler Mark Axelowitz, der beim Verlassen des Gerichtsgebäudes wohl erklärte: „Ich mag den Typen nicht, er ist wirklich ein schlimmer Kerl.“ Eine weitere Geschworene soll angegeben haben, selbst Opfer sexueller Gewalt geworden zu sein, was es ihr unmöglich mache, die Verhandlung unvoreingenommen zu bewerten. Und eine andere Person, die ebenfalls eigentlich urteilen sollte, stellte laut „Bild“ infrage, ob man in diesem Fall überhaupt unparteiisch sein könne.
Die neue Konstellation der Juror:innen wird erst im Laufe des 16. Aprils gewählt und ist bisher nicht öffentlich bekannt.
Harvey Weinstein, gemeinsam mit seinem Bruder Bob Weinstein Gründer des Filmproduktions- und Verleihunternehmens Miramax, war einst einer der mächtigsten Manager in der US-Filmbranche. Ab 2017 erhoben zahlreiche Frauen Vorwürfe der Vergewaltigung und sexueller Nötigung gegen ihn – ein Auslöser der #MeToo-Bewegung. Seine aktuelle Inhaftierung begründet sich auf mit in diesem Prozess vergleichbaren Vergehen, für die er in Los Angeles verurteilt wurde.



