Die Zärtlichkeit
POPSONGS
Kleine Untergrund Schallplatten (VÖ: 25.4.)
Gitarren-Pop für die, die ihre diffuse Angst aus endlosen Schulferien nicht vergessen haben.
Auf dem zwei Jahre alten Debüt von Die Zärtlichkeit spielte Jangle-Pop noch eine größere Rolle, der Einfluss von Bands wie The Smiths war unverkennbar. Dabei schien ein Song auch clever Morrisseys enttäuschende Irrungen und Wirrungen zu verhandeln, ohne konkret Namen zu nennen. POPSONGS, das zweite Album des Quartetts, wirkt etwas rougher.
Das gilt für den Ohrwurm „Vienna“, „Angst“ und auch den rockigen Titelsong. Den kann man als Beschwerde darüber deuten, dass Musiker:innen heute dazu genötigt werden, Privates offen zu legen und ihre Songtexte zu erklären: „Komm, sag, wofür du stehst / Die Leute wollen verstehen / Alle Einzelheiten, um dich zu deuten, so seelenlos konkret.“
Die Band vermeidet Eindeutigkeit, gibt sich lieber ambivalent. Doch man spürt, worum es ungefähr geht: Das lyrische Ich begibt sich auf die Suche nach der verlorenen Zeit. Im besonders melodischen „Mixtape“ singt Andreas Fischer melancholisch von Dachböden und archivierter Vergangenheit, die ein Eigenleben entwickelt hat. „Schlechtes Vorbild“ klingt eher heiter, widmet sich aber Desillusionen und früheren Helden, die man heute durchschaut hat. Tobias Emmerichs eingängiges Gitarrenspiel passt zu den mehrdeutigen Texten. Endlich denkt eine Band mal an Menschen, die sich im Frühling zu Hause einsperren und diese diffuse Angst aus den unendlich langen Schulferien nicht vergessen haben. Diese POPSONGS sind eindeutig großartig.
Welche Alben im April 2025 noch erschienen sind, erfahrt ihr über unsere monatliche Veröffentlichungsliste.



