The Cult – Born Into This
Das erste Comeback scheiterte anno 1994 an schwachen Songs. Das zweite, 2001. an einer unfähigen Plattenfirma. Doch jetzt, beim dritten Mal, soll alles anders und besser werden. Schließlich sind die Macho-Rocker der 80er-Jahre auch schon Mitte 40, haben Familie und Kinder und allen voran Sänger Ian Astbury – ihre Erleuchtung gefunden. Vier Jahre als Jim-Morrison-Ersatz bei den Doors Of The 21st Century. Seminare beim Dalai Lama. Reisen nach Tibet und Japan sowie Zusammenarbeiten mit U.N.K.L.E., den Strokes und Nigo haben Spuren hinterlassen. Zumindest in den Texten, die für eine Rockband nun wirklich alles andere als typisch sind. Da werden persönliche Freiheit, demokratische Grundrechte und individuelle Selbstverwirklichung als höchste Tugenden gepriesen-und dem Amerika von George W. Bush eine Absage erteilt. Angefangen bei Konsumgier über rechte Medienpropaganda, Korruption. Umweltzerstörung bis hin zum Irakkrieg. Gleichzeitig lässt es sich Astbury, der mittlerweile aussieht wie der junge Fidel Castro, aber auch nicht nehmen, die Lindsay Lohans, Paris Hiltons und Britney Spears dieser Welt als „Dirty Little Rockstars“ abzuwatschen und immer mal wieder den Alpha-Rocker raushängen zu lassen. Etwa mit denkwürdig schlechten Zeilen wie „She’s my baby, not a pussy“ („Savages“) und: „You’re a wild thing, you say wild things“ („Holy Mountain“). Was Gitarrist Billy Duffy freilich noch übertrifft. Der fährt ein ganzes Arsenal an Riffs auf, die entweder blanke Selbstzitate sind und an „She Sells Sanctuary“
und „Love Removal Machine“ erinnern – oder gleich Who und Rolling Stones nebst Led Zeppelin zitieren. Und zwar so frech und ungeniert, dass es schon wieder genial ist. Wie die gesamte Mischung aus esoterischem Weltverbesserertum und schlimmem Poser-Rock auf dem Album. Diese Musik steht einerseits allein auf weiter Flur, besitzt andererseits aber auch einen extrem hohen Unterhaltungswert. Was in Zeiten wie diesen schon viel wert ist.
www.thecult.us
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