David Gray :: Poetischer Pop
 
        Dieser Mann Soll mal in einer Punkband gespielt haben? Kaum zu glauben, aber wahr. Auch wie ein Popstar sieht David Gray nicht aus. Hat überhaupt nichts glamouröses, der 32-Jährige. Als er die Bühne betritt, wirkt der Brite in seinen Jeans und dem schlichten Hemd eher unscheinbar. Ein netter Typ von nebenan halt. Doch sobald er die erste Strophe anstimmt, hängt das Publikum gebannt an seinen Lippen. Los geht’s mit „Sail Away“. Zu den Klängen seiner Akustik-Gitarre beweist Gray, dass er vor allem eins kann: Singen. Dieser Musiker trifft immer den richtigen Ton. Ach, ist das herrlich, wenn er in Songs wie „Please Forgive Me“ ganz in seiner Melancholie schwelgt. Sein großes Vorbild Nick Drake lässt grüßen. JMH einer gehörigen Portion Weltschmerz spielt sich Gray durch seine vier Alben. Vielleicht ist er so traurig, weil ihm erst mit seiner aktuellen Scheibe „White Ladder“ der Durchbruch gelang, wer weiß. Egal. Heute abend jedenfalls beweist der junge Mann, dass er als Singer/Songwriter in der Tradition von Leonhard Cohen oder John Lennon steht. Großartige Faxen auf der Bühne hat Gray nicht nötig. Wozu auch? Der verzweifelte Liebesschmerz eines „My Oh My“ spricht für sich. Wenn der Jüngling mit traurigem Dackelblick seinen Kopf hin und her wiegt, möchte ihm der Zuschauer am liebsten ins Ohr flüstern: „David, das Leben ist gar nicht so schwer.“ Vermutlich würde das nichts ändern. Das wird dem Hörer spätestens klar, wenn Gray den Soft Cell-Klassiker „Say Hello, Wave Goodbye“ anstimmt. Wer in diesen Song dermaßen viel Dramatik legt, ist ein unverbesserlicher Melancholiker. Ein Abend für Trauerklöße also? Nö. Gray beweist: Wenn ein Musiker wirklich singen kann, braucht er sich nicht hinter lärmenden Gitarren verstecken. Das begreift auch das Publikum. Es verabschiedet den Briten mit Standing Ovations. Gray strahlt, verbeugt sich zaghaft und belohnt seine Fans mit einer Zugabe. Zum Schluss gibt’s den ersten Song des Debütalbums „A Century Ends“. Als Unplugged-Version, versteht sich. Damit endet ein stimmungsvolles Konzert. Und die Zuschauer gehen mit der Gewissheit nach Hause: Es gibt noch mehr als Plastikpop. Ja, manchmal kann Popmusik sogar reine Poesie sein. Danke, David! www.davidgray.com
 
        Mehr News und Stories
 
                     
                     
                     
                     
                     
                                            



