Stella – Finger On The Trigger For The Years To Come :: Rock/Electro

Seitdem die Grenzen zwischen Erst- und Zweitband zusehends verschwimmen, ist das Leben für den gemeinen Musiker auch nicht unbedingt leichter geworden. Mense Reents gründete 1995 mit Elena Lange (Gesang) die Band Stella, inzwischen ist er aber via Ego Express heftig über MTV und VIVA rotiert. Höchste Eisenbahn also für ein neues Stella-Album. Waren die Stücke auf dem Debüt EXTRALIFE (1998) noch von hoch ambitionierten Gitarrenquälereien nach 80er-Jahre-Machart geprägt, haben Stella 2000 den Sprung in die Liga der sexy Bassläufe geschafft. Dem Konsum von R & B und Swingbeat sei Dank. Das Terrain, das die Hamburger beackern, ist ein schwieriges: zur gleichen Zeit eine Rock- und eine Electroband zu sein, schafft nicht nur relativ wenig Freunde – es verlangt auch nach Standpunkten im Hier und Jetzt und in den Tiefen der Rock-Historie. Was für Stella kein Problem ist: die Band weiß ein abgewetztes „Born To Be Wild“-Riff dermaßen unverschämt in einen Song wie „Belle Grade“ einzubauen, dass es schon wieder gut ist. Dazu singt Elena Wagner ein Kriegslied über eine Stadt, die Belgrad heißt – und das ist nur eines von vier Stücken, die sich mit dem letztjährigen militärischen Engagement der Nato im Kosovo-Krieg auseinandersetzen. Haltung also, wo man auch hinhört. FINGER ON THE TRIGGER FOR THE YEARS TO COME ist das intelligente Pop-Album made in Hamburg geworden, mit dem schon fast niemand mehr gerechnet hat – keiner Schule verpflichtet, augenzwinkernd,funky.folky und voller lyrischer Momentaufnahmen. Oder hat dieses Jahr schon jemand eine eine zeitgemäßere Liebeserklärung als diese gehört: „l’m expecting an urgent webcam transmission from the girl with the purple knees“. -» www.lado.de