Paul Simon – Graceland
Wenn Paul Simon diesen Monat auf seinen 44. Geburtstag anstößt, hat er wahrlich Grund zum Feiern: GRACELAND ist das wohl ungewöhnlichste und faszinierendste Album seiner langen Karriere.
Quasi als Fortsetzung der diversen Anti-Apartheids-Projekte schlug Simon diesmal (auf Vermittlung von Quincy Jones) eine Brücke zwischen schwarzafrikanischer und amerikanischer Popmusik. Sozusagen als diesseitige Pfeiler setzte Simon westliche Studiomusiker ein: Adrian Belew, Ralph McDonald, Mitglieder von Los Lobos und Steve Gadd. Als zweites Bein, als Ergänzung zu diesen Aufnahmen in New York. LA und London, ließ Simon in Johannesburg die Großen der südafrikanischen Popszene zu Wort kommen. So stimmen die Boyoyo Boys aus Soweto mit Akkordeon und Saxophon den ausgelassenen Township Jive „Gumboots“ an. In Anlehnung an den „Sotho Traditional“ von Lesotho läßt Baghiti Khumalo seinen witzig brummenden Lead-Baß und Forere Motloheloa sein quirliges Akkordeon klingen. Sehr reizvoll auch der Schnatterchor von General M. D. Shirinda und den Gaza Sisters in „I Know What I Know“.
Den Titelsong, dieses Prachtstück, für den sich sogar die Everly Brothers vors Mikro bemühten, bringen Baghitis Flummi-Baß und Demola Adepojus (King Sunny Ade) Pedal Steel Guitar zum Hüpfen. Das paßt zum Text: „There’s a girl in New York City who calls herself the human mimpoline.“ Zu diesen musikalischen Kapriolen kommen noch traditionelle amerikanische Elemente, wie Cajunklänge in „That Was Your Mother“ mit Alton Rubin Sr. am Akkordeon.
Viele Songs entstanden in Zusammenarbeit mit den afrikanischen Musikern. Der unbekümmerte Umgang mit den Instrumenten gibt Simons sonst eher melancholischen Melodien eine heitere Note, ja geradezu etwas bodenständig Humorvolles. Die Misehung stimmt, denn Paul Simon, neben Springsteen der große Geschichtenerzähler aus New Jersey, zeigt sich mal wieder als Woody Allen der Popmusik.
Die Situationskomik leidiger Beziehungsquerelen sind aber nicht der einzige Inhalt der Texte. Simon malt auch plastische Bilder von der unerträglichen politischen Situation in Südafrika. In „Homeless“ überläßt er streckenweise der zehnköpfigen A-Capella-Band Ladysmith Black Mambazo das (Klage-)Wort.
Nur in der Romantik-überfrachteten Ballade „Under African Skies“, in der Linda Ronstadt versonnen mitträllert, schliddert Simon ab ins Jenseits von Afrika“.
Mehr News und Stories



