Bryan Adams :: Reckless
 
        Was 1968 die Welt bewegte, interessierte unseren Helden wenig. Bryan Adams erinnert sich nur noch daran, daß er ein Jahr später seine erste Gitarre bekam und sich die Finger blutig spielte. („Summer of 69“) Mit seltener Naivität reiht der blonde Kanadier, der seinerzeit für Prism und Loverboy Songs schrieb und 1983 für CUTS LIKE A KNIFE zum „best selling new artist“ dekoriert wurde, Klischee an Klischee. Die Texte von RECKLESS, seinem vierten Album, strotzen vor falscher Sentimentalität, drögem Macho-Gebaren und psychologischen Platitüden.
 
        Wer jedoch hofft, man würde musikalisch entschädigt für die textliche Dünnbrettbohrerei, hört sich getäuscht. Der „ehrliche Geradeaus-Rock n‘ Roller“ mit den Schweißflecken unterm Arm liefert schnittigen Allerwelts-Rock, den man schon tausend Mal und schon tausend Mal besser gehört hat; beispielsweise von Bob Seger oder dem ollen Springsteen.
Zugegeben, die Produktion (Adams, Bob Clearmountain) ist sauber und scharfkantig, die Band und die hinzugezogenen Studiogäste spielen solide, die Mischung stimmt – nur die Songs sind zweite Wahl. Aus allen Rillen tönt der Klau. Adams-Gitarrist Keith Scott hat seine Stones gelernt.
Springsteenesque geht’s zu bei dem schon erwähnten „Summer of ’69“. Leichtmetallischer Gute Laune-Rock gerbt unser Trommelfell bei dem Rundumschlag gegen Elektro-Pop, Disco und New Wave.
Adams, die ehrliche Haut, schwitzt mittlerweile: „Everywhere I Go The Kids Wanna Rock“. Selbst das Duett mit der neuerdings so gefragten Tina Turner („It’s Only Love“) reißt Bryan nicht mehr heraus. Sein Punkte-Konto – sorry, ihr lieben Adams-Fans – ist fast leer: (2).
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