THE B-52’s

Manchmal nervt mich diese Platte. Meistens aber liebe und höre ich sie. Und immer bewundere ich die Gruppe, die sie aufgenommen hat. Dies ist nämlich eine besondere Platte. Sie ist so furchtbar eingängig, ist durchgehend ein so absoluter Ohrwurm, und trotzdem: leg‘ sie zu Hause auf den Plattenteller, spiel sie laut, und schon kommen schreiend Deine Eltern herein, schmeißen die Platte aus dem Fenster, zerbrechen sie oder verbrennen sie. Besorg‘ Dir daraufhin ’ne neue leg sie auf, spiel sie laut, und Deine Eltern werden Dir das Taschengeld kürzen und Dir für vier Wochen verbieten, Tatort und das Werbefernsehen zu gucken. Spiel sie trotzdem, laut versteht sich, und wenn dann Deine Eltern den großen weißen Wagen rufen, dann paß auf, daß Du Deine B-52’s-Platte mit ins Kuckucksnest nimmst.

Abgehackte Rhythmen, monotone Baßläufe, hypnotisierende Orgel- und Gitarrenlinien, ein absolut ausgedrehter Gesang von zwei Frauen: die B-52’s haben ein bißchen von Devo, ein bißchen von den Talking Heads. machen vor allem aber ihre völlig eigene Art von New Wave-Musik. Ihre Texte sind allerbeste Comics-Kunst: „She came from Planet Claire/I knew she came from there/She drove a Plymouth Satellite/Faster than the speed of light.“ Und wenn ich tiefer darüber nachdenke, dann hat eigentlich die ganze Musik einen starken ComicTouch: witzig, treffend, kurz, prägnant, zeitgemäß. Und tanzen kann man zu diesen Text/ Ton-Blasen auch: „Roll-roll-roll roll-rollin‘ in Andromeda/Wonton – ton – ton – rama – in – Andromeda/There’s too many rings -This is Space Age/There’s too many things – This is the Space Age/Just ain’t no atmosphere tonight“.

Die B-52’s machen eine ziemlich eigensinnige neue Rockmusik, und es ist schon besser, da mal reinzuhören. Deshalb nur noch rasch ein paar Informationen. Der Name hat nichts mit dem US-Bomber B 52 zu tun, sondern steht im amerikanischen Sprachraum für die hochtoupierten Frisuren, die die B-52’s-Sängerinnen tragen. Die beiden Mädels – Kate Pierson und Cindy Wilson – spielen auch noch diverse Instrumente: Kate Gitarre und Keyboards, Cindy Perkussion. Weiter in der Gruppe: Fred Schneider (Gesang, Keyboards), Rick Wilson (Gitarre) und Keith Strickland (Drums). Sie alle kommen aus New York, und wer wie ich vor fünfzehn Jahren ein totaler Ventures-Fan war, der wird vor Rührung weinen, wenn er hört, wie Ricky Wilson den uralten, unverwechselbaren Sound der Mosrite-Gitarre wieder salonfähig macht.